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Einführung in die Ausstellung

Lynn Hershman Leeson. Civic Radar

© Lynn Hershman Leeson
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Lynn Hershman Leeson gilt als eine der ersten und einflussreichsten Medienkünstlerinnen weltweit. In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat sie in den Bereichen Fotografie, Video, Film, Performance, Installation und interaktiver sowie netzwerkbasierter Medienkunst wegweisende Werke geschaffen. Die in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entstandene Ausstellung gibt einen Überblick über die verschiedenen Schaffensphasen von Hershman Leeson und präsentiert neben selten gezeigten Frühwerken auch ihre neuesten Produktionen.

Ihre Karriere begann Hershman Leeson in den frühen 1960er-Jahren mit performativen und konzeptuellen Arbeiten. Bereits in ihren ersten Skulpturen, Installationen und Performances manifestieren sich charakteristische Themen ihres künstlerischen Schaffens – etwa die Konstruktion von Identität, die Rolle von Frauen und Minderheiten in der Gesellschaft sowie die Bedeutung der Medien als Instrument gegen Zensur und politische Unterdrückung. Mit dem Einsatz von Medien erweitert die Künstlerin ab den 1970er-Jahren ihre inhaltlichen Schwerpunkte um das Verhältnis von Individuum und Technik, die Beziehung des Realen zum Virtuellen und das demokratische Potential von Interaktivität. Eine der bekanntesten Werkreihen von Lynn Hershman Leeson wird von der Kunstfigur »Roberta Breitmore« (1973–1979) bestimmt.

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© Lynn Hershman Leeson
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Sie wurde zunächst von der Künstlerin, dann von anderen Frauen verkörpert. Die von Hershman / Breitmore konstruierten Erfahrungen sind in Objekten und Dokumenten festgehalten, welche die westliche Kultur reflektieren – zum Beispiel das Überwachungsbild. Mit der Figur Breitmore hat Hershman Leeson der Idee vervielfältigter Identität eine Form gegeben und die virtuelle Welt von Second Life um Jahrzehnte vorweggenommen. Indem sie die Erfahrungen der medialen Avantgarde in Dokumentationen und Spielfilmen wie »Electronic Diaries« (1986–1998), »Conceiving Ada« (1997), »Teknolust« (2002), »Strange Culture« (2007), »!W.A.R. Women Art Revolution« (2010) transformierte, war Hershman Leesons Arbeit wegweisend für viele VideokünstlerInnen des 21. Jahrhunderts, die vom Kunstbetrieb nach Hollywood wechselten.
 
 
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In ihre künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen Geschlechtsidentität und Überwachung bezieht Hershman Leeson häufig auch die BetrachterInnen mit ein. In der Installation »Dante Hotel« (1973/1974), der Laser Videodisk-Arbeit »Lorna« (1979–1984) und dem Blickverfolgungskabinett »Room of One’s Own« (1993) versetzt sie die BetrachterInnen in die Position von VoyeurInnen und eröffnet somit neue Perspektiven auf verschiedene Formen der Überwachung. In dem Film »Teknolust« (2002, mit Tilda Swinton) wird der Themenkreis mit Cyber-Identitäten und geklonten Wesen auf eine futuristische Ebene übertragen. In ihren jüngsten Werken bezieht Hershman Leeson nicht nur aktuelle  Massenkommunikationsmedien wie Smartphones mit ein, sondern untersucht auch jüngste wissenschaftliche Entwicklungen aus der regenerativen Medizin und der Genforschung. Hershman Leeson erhielt einen Bachelor of Science in Museumsverwaltung und Kunst an der Case Western Reserve University (Cleveland) und einen Master of Arts in Kunstkritik an der San Francisco State University.
 
Von 1993 bis 2004 war sie Professorin für Elektronische Künste an der University of California (Davis). 2004 bis 2010 hatte sie die Andrew D. White Professur an der Cornell University (Ithaca) inne. 2007 wurde die Künstlerin zur Vorsitzenden des Filmdepartments am San Francisco Art Institute ernannt. Hershman Leeson wurde im Laufe der Jahre mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, unter anderem dem Siemens Medienkunst Preis (1995) und dem Prix Ars Elecronica (Goldene Nica, 1995).
 
Autoren: Peter Weibel, Andreas Beitin

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