Jirka Pfahl
Geburtsjahr, Ort
Rolle am ZKM
- Künstler:in der Sammlung
Biografie
Jirka Pfahl rettet entsorgte Topfpflanzen aus Mülltonnen vor dem Tod und päppelt sie erfolgreich auf. Er platziert quadratische Sitzflächen wie nichtgegenständliche Gemälde in den Ausstellungsraum und fordert uns auf – “Punch” –, draufzuhauen. Er exportiert einen fast verrotteten Teppich, den er auf der Straße gefunden hat, aus Moskau in sein Atelier und nutzt dessen Rückseite als Druckstock. Er spielt sein Spiel mit der Kunst – und ebenso mit uns. Dabei zeigt er sich selbst auf subtilste Weise. Der 1976 in Wurzen geborene Künstler widmet sich nämlich einer Art Paradoxon: Einerseits tragen seine Arbeiten konzeptuelle Züge, andererseits werden sie greifbare, anspielungsreiche Materie im Raum. Er wendet und verwendet Worte, reflektiert Kunstgeschichte, stiftet bis dahin nicht gesehene Verbindungen. Oft beschreiben Texte seine Werke als Konzeptkunst. Das trifft es nicht ganz, denn Pfahl geht noch einen Schritt weiter. In seinem Schaffen finden sich darüber hinaus Prozesse der Aneignung – sowohl von Materialien, als auch von Konzepten und Arbeiten von Kollegen und historischen Größen. Die von Pfahl verwendeten Dinge besitzen zudem meist eine Geschichte und sprechen außerdem über ihre Materialität, obgleich es scheinbar lapidare Dinge wie Geldscheine, Kabelbinder, Ketchup-Flaschen oder Rigipswände sind. Bereits während des Studiums realisiert er selbstreferentielle Netzkunstarbeiten, etwa die “ftp-performance” (mit Leander Seige) und setzt sich mit Dateiformaten auseinander.
Jirka Pfahl studierte unter anderem bei Beatrice von Bismarck Medienkunst an der renommierten Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig und war dort Meisterschüler bei Helmut Mark. Zudem studierte er bei Joseph Kosuth an der Akademie der Bildenden Künste München. Zusammen mit drei Kommilitonen betrieb er von 2005 bis 2008 den Münchner Off-Space (und zugleich Galerie) “Hobbyshop”, den er 1999 mitbegründete.