Sarah Friend
Perverse Affordances
Jahr
2018 (laufend)
Medium / Material / Technik
Video 0:30 Min
»Perverse Affordances« untersucht die politischen Implikationen der Mensch-Computer-Interaktion. Dafür schrieb die Künstlerin einen Algorithmus, der die zehn weltweit beliebtesten Social Media Plattformen durchsuchte und zufällig Screenshots machte. Sie nutzte den Datensatz von über 10 000 Bildschirmaufnahmen, um ein generatives, gegnerisches neuronales Netzwerk zu trainieren, um so neue Screenshots von möglichen Schnittstellen zu erstellen. Die daraus entstandenen Bilder spekulieren, wie die maschinellen Lernwerkzeuge großer Social-Media-Unternehmen ihre NutzerInnen ständig »sehen«.
Der Titel der Arbeit bezieht sich auf den Begriff »Perverse Incentive« [verkehrter Anreiz], der aus dem Systemdesign hervorgeht und auftauchendes Verhalten innerhalb eines Systems beschreibt, das den Absichten seiner Designer widerspricht. Unter »Affordances« [Angebotscharakter], die aus Studien zur Interaktion zwischen Mensch und Maschine stammen, versteht man die Handlungsmöglichkeiten, die die Oberfläche dem Benutzer bietet. Eine »Perverse Affordance« könnte also etwas sein, das durch eine Schnittstelle ermöglicht wird, aber nicht von ihren Designern beabsichtigt ist.
Sarah Friend überwacht Tausende von persönlichen Seiten auf der ganzen Welt und betont, dass Design nie unschuldig ist. Zeitgenössische BürgerInnen sehen sich hunderten von Benutzeroberflächen gegenüber, die unsere Aktivitäten in datendurchdrungenen städtischen Lebensräumen erleichtern, aber gleichzeitig auch eine Reihe an Möglichkeiten bieten, um von verschiedenen Akteuren genutzt zu werden.