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Veranstaltung

Fátima Miranda: ArteSonado

MultimediaKonzertPerformance für Solostimme

Do, 20.07.2000 20:00 Uhr CEST

Die Welturaufführung von »ArteSonado« verspricht zu einem musikalischen Höhepunkt am ZKM in 2000 zu werden. »ArteSonado« ist nach »Las Voces de la Voz« (1992) und »Concierto en Canto« (1996) die dritte große Vokalperformance der einzigartigen Vokalistin aus Madrid. Der Titel - ein Wortspiel zweier im Spanischen gleich lautender Begriffe - birgt die beiden zentralen ästhetischen Ideen des Werks: »Arte Sonado« ist die „Kunst der Klänge“, »ArteSonado« meint Ornamentsysteme, wie sie vor allem an den Decken klassischer arabischer Architektur, etwa in Andalusien, zu finden sind. Wie in der Architektur das Überlappen von einfachen Linien zu filigranen Mustern von großer Schönheit und Dichte führen kann, so bringt die Überlagerung und Schichtung der akrobatischen Stimmen von Fátima Miranda reiche und komplexe Polyphonien hervor. Es entstehen raffinierte Texturen ganz unterschiedlicher orchestral, instrumental und chorisch anmutender Art. »ArteSonado« integriert die musikalischen, visuellen und bühnendramatischen Ebenen zu einer synergetischen Einheit. Die gestaffelt projizierten Videobilder und die stilisiert-präzisen, manchmal aber auch drastischen und grotesken Bühnenaktionen der Sängerin funktionieren als gleichwertige Kontrapunkte, welche die Wahrnehmungs-, Erinnerungs-, Gefühls- und Reflexionsräume der Hörer öffnen und weiten. »ArteSonado« besteht aus neun Sätzen, die jeder für sich ein einprägsames Mikro-Universum aus Musik, Bild und Drama formen. Beginnend mit einer »Anrufung« und endend mit einem „kathartischen“ Epilog für die pure Solostimme führt der Weg über die Verdoppelung, Verdreifachung und Vervielfachung bis hin zu 14 Stimmen durch eine Fülle suggestiver Atmosphären: maritime Landschaften, Dschungel, Basare, Tempel, Kindheit, nächtliches Parfüm, Ritual, Trauer und Abgeklärtheit. Fátima Miranda arbeitet ausschließlich mit ihrer unerhört vielseitigen, vier Oktaven umfassenden Stimme, die Belcanto, vokale Perkussion, Dhrupad, iranische, mongolische und viele andere ungewöhnliche Techniken und Stile virtuos kombiniert. Kaum glaubhaft, aber wahr: bei der Verstärkung und bei den vorproduzierten Stimmaufnahmen finden keinerlei elektronische Klangmanipulationen Verwendung. Nach der Uraufführung im ZKM wird »ArteSonado« im Spanischen Pavillon auf der EXPO in Hannover gezeigt.

Eine Koproduktion des ZKM mit Comunidad de Madrid - Consejería de Cultura, Centro Cultural de Belém Lissabon - Ministério da Cultura und Hebbel Theater Berlin mit freundlicher Unterstützung von Sociedad Estatal Hannover 2000 und Fundación de Cultura Montehermoso - Consejería de Cultura del Gobierno Vasco

Fátima Miranda steht in der Linie der großen experimentellen Vokalperformerinnen wie Cathy Berberian, Joan LaBarbara, Meredith Monk und Diamanda Galas. Seit Beginn der 80er Jahre hat sie ein weitgefächertes und hochvirtuoses Repertoire an stimmlichen Techniken und darstellerischen Mitteln erarbeitet, die ihren Soloperformances ein unverwechselbares Gesicht geben und in vielen Zügen einzigartig, ja sensationell sind.

Fátima Miranda benutzt ihre Stimme nicht nur zum Sprechen und Singen, sondern auch wie ein Perkussions- und Blasinstrument. Ihr gelingt es, vorgeblich unvereinbare Stimmtechniken und Stile zu einer individuellen musikalischen Sprache zu verschmelzen. In ihre Kompositionen fließt Belcanto ebenso ein wie indischer Dhrupad, mongolische Khoomei-Vokaldiphonie, traditioneller japanischer und arabischer Gesang, sowie die extendet voice der Avantgarde. Trotz der multikulturellen Breite ihrer Quellen ist Fátima Miranda von geschmäcklerischer weltmusikalischer Beliebigkeit weit entfernt. Sie verarbeitet ihr Material mit großer Strenge und Präzision, sie geht geradezu systematisch vor. Allerdings verleugnen ihre Performances das spanische Erbe und Temperament nicht, sie zeigen eine Neigung zu grotesker Übertreibung und ironischer Brechung. So hält Fátima Miranda ihre Stücke in jener Ambivalenz, die so schwer zu machen ist. In der Abstraktheit musikalischer patterns verbirgt sich Erzählung, disziplinierte Exerzitien schlagen in musiktheatralische Farce um, meditative Versenkung entpuppt sich als Attitüde, Virtuosität zeigt sich nicht nur in spielend leicht genommenen schwindelnden Höhen, sondern auch in drastischen ordinären Lautäußerungen, hinter scheinbar bedeutungslosen Silbenfolgen verstecken sich Wortspiele.

Organisation / Institution

ZKM

Kooperationspartner

Comunidad de Madrid - Consejería de Cultura ; Centro Cultural de Belém Lissabon - Ministério da Cultura ; Hebbel Theater Berlin

Sponsoren

Sociedad Estatal Hannover 2000 ; Fundación de Cultura Montehermoso - Consejería de Cultura del Gobierno Vasco
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