Medien – Bildung – Integration
Fr, 15.07.2005 09:30 Uhr CEST
Im Rahmen der Fachveranstaltung wurden zwei durch das Ministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds geförderte Projekte präsentiert: »Multiline – das Netzwerk für MultiplikatorInnen zur Förderung der Medienkompetenz« und »Bildung und Integration von Migranten durch das Unterhaltungsfernsehen«. Zum Abschluss der Veranstaltung erfolgte die Gründung der Bundesinitiative Integration und Fernsehen.
Zu Beginn des Symposiums »Medien – Bildung – Integration« begrüßte Dr. Michael Heck, Kulturreferent der Stadt Karlsruhe, die inhaltliche und örtliche Verknüpfung zwischen dem ZKM und der Bundesinitiative Integration und Fernsehen. Seinen Wünschen für eine Initialzündung und nachhaltige Wirkung der Aktivitäten der Initiative schloss sich auch Andreas Renner, Minister für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg, an. Er betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung und das Potential jener europaweit einmaligen Plattform, deren langfristiges Ziel die nachhaltige und reflektierte Verankerung der Integrationsthematik im öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehen ist.
Die Bundesinitiative Integration und Fernsehen wird erstmals die Zusammenarbeit zwischen Akteuren aus Film und Fernsehen, kulturschaffenden Migranten und Vertretern der Medien- und Migrationsforschung ermöglichen. Mit der Unterstützung von u.a. Tayfun Bademsoy, Hussi Kutlucan, Edzard Reuter und Feridun Zaimoglu sollen so insbesondere durch das Unterhaltungsfernsehen neue Impulse für Bildung und Integration vermittelt werden. Die Idee und Umsetzung der Initiative beruht auf den Ergebnissen einer mehrjährigen Forschungsarbeit am ZKM | Institut für Medien und Wirtschaft, die durch das Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt wurde.
Die Bundesinitiative Integration und Fernsehen ist eine auf Bundesebene gegründete Initiative. Ihre zentralen Ziele sind:
- Die nachhaltige Verankerung der Themen Migration und Integration im öffentlich-rechtlichen und im privaten Fernsehen: Hierbei soll dieser Themenkomplex in Sach- und Informationssendungen sowie vor allem in Unterhaltungsformaten differenzierter berücksichtigt werden. Dies soll zu einer stärkeren Verankerung im öffentlichen Bewusstsein beitragen, damit die Integrationsprozesse in der Bundesrepublik Deutschland intensiviert und nachhaltig werden.
- Eine erfolgreiche Integration von Migranten in der Bundesrepublik Deutschland ist eng mit einer eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Lebensführung in der demokratischen Gesellschaft verbunden. Bildung und Erwerbstätigkeit sind Voraussetzung für Eigenverantwortung und Selbstbestimmung. Daher soll mit Hilfe des Fernsehens dazu beigetragen werden, positive Impulse für Bildung und Ausbildung, insbesondere durch Unterhaltungsformate, zu vermitteln. Das Medium Fernsehen kann zur Vermittlung dieser Impulse genutzt werden, da es im Verlauf des Sozialisations- und Enkulturationsprozesses einen zentralen Stellenwert einnimmt.
- Die Stärkung der Eigenverantwortung von Mädchen und Frauen ist als ein besonders wichtiges Ziel hervorzuheben. Dieses Ziel kann jedoch nur wirksam verfolgt werden, wenn die Geschlechtercharaktere insgesamt in reflektierter Weise thematisiert werden. Auch hier können die Unterhaltungsformate eine entscheidende Rolle spielen.
Die Ziele der Bundesinitiative stehen in enger Verbindung mit den zukünftigen Chancen für das Medium Fernsehen. So ist die Lebenswelt der Migranten für Film- und Fernsehprojekte bislang nur sehr gering erschlossen worden. Die reflektierte Darstellung von Milieus, Lebensstilen, Lebensgeschichten und nicht zuletzt von Charakteren verspricht einen erheblichen Gewinn für das Programm. Eine stärkere Einbindung von Publikum mit Migrationshintergrund in das Medium Fernsehen kann durch die Identifikation mit den dargestellten Inhalten erlangt werden – dies würde auch dazu beitragen, die intendierten Ziele der BIF wirksamer zu verfolgen.
Die genannten Ziele können insbesondere durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
- Migranten sollen insgesamt eine stärkere personelle Präsenz in Sach- und Unterhaltungsformaten erhalten und dabei auch exponierte und mit positiven Attributen besetzte Rollen einnehmen.
- Autoren und Künstler mit Migrationshintergrund sollen stärker in die Produktion einbezogen werden.
- Es soll eine Zusammenarbeit zwischen Akteuren aus Film und Fernsehen, Medienforschung, Migrationsforschung und Vertretern aus Bildung und Wirtschaft in Gang gesetzt werden, um so das Integrationsthema und die damit verbundene Problematik nachhaltig im Kontext von Film und Fernsehen zu verankern.
- Aus diesem Dialog hervorgehende Impulse sollen für die Entwicklung von Film- und Fernsehprojekten genutzt werden.
- Es sollen mit Vertretern aus den Filmhochschulen und -akademien Möglichkeiten zur Aufnahme der Thematik in die Ausbildung erörtert werden. Darüber hinaus wird die Organisation und Durchführung von Weiterbildung angestrebt.
Die Realisierung komplexer Zielvorstellungen, wie sie die Bundesinitiative Integration und Fernsehen vorsieht, kann nur auf der Grundlage einer zeitnahen Rückkoppelung im Sinne von Begleitforschung erfolgen. Daher kommt dieser Form der Verknüpfung von Medienproduktion und Forschung eine besondere Bedeutung zu.
Da insbesondere im außereuropäischen Ausland im Themenfeld »Migration, Integration und Medien« teilweise bereits mehrjährige Erfahrungen bestehen, wird eine enge Zusammenarbeit mit den internationalen Partnern angestrebt.
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