Just in Time
On the Status Quo and Future of Electronic Art Preservation
Fr, 07.10.2022 10:00 – Sa, 08.10.2022 23:00 Uhr CEST
- Ort
- Vortragssaal
- Sprache
- Englisch
Die materielle Kultur des elektrifizierten und digitalisierten 20. und 21. Jahrhunderts ist fragil. Weder elektronische Bauteile noch Software sind für die Ewigkeit gemacht. Davon betroffen sind auch Kunstwerke, die elektronische und digitale Technologien verwenden. Museen sollen sie für künftige Generationen erhalten, doch zahlreiche Werke sind bereits jetzt vom endgültigen Verlust bedroht. Was sind die größten Herausforderungen des Erhalts von Medienkunst? Wo besteht dringender Handlungsbedarf? Das Symposium lädt ein, mit einer Reihe internationaler Expert:innen Einblick in den Status Quo der Restaurierung elektronischer Künste zu gewinnen und mögliche Zukunftsszenarien zu diskutieren.
Zur Videodokumentation der Konferenz
Seit den 1960er-Jahren ist es für Künstler:innen immer selbstverständlicher geworden, elektronische und digitale Technologien zu verwenden. Die sogenannten „neuen Medien“ wiesen in die Zukunft, das schnelle Altern war daher lange Zeit kein Thema. Doch nun wird die Frage nach den Methoden und notwendigen Ressourcen für den Erhalt elektronischer und digitaler Werke aus einer Reihe von Gründen akut.
Die seit den 1960er-Jahren entstanden elektronischen Kunstwerke haben ein technisch kritisches Alter erreicht. Dies betrifft Videokunst ebenso wie computerbasierte Werke. Videobänder zerfallen, und die meisten Videokunstinstallationen werden in etwa 20 Jahren nicht mehr ausstellbar sein, da vor rund 10 Jahren die Fertigung von Kathodenstrahlmonitoren weltweit eingestellt wurde. Ersatzteile sind nicht mehr verfügbar, die Zeit für den Transfer von Fachwissen wird knapp. Da computerbasierte Werke in den vergangenen Jahren kaum für Sammlungen erworben wurden, den Künstler:innen oft die Ressourcen für den Erhalt fehlen und den Institutionen das Wissen um den Umgang mit Hard- und Software, ist ein Großteil der digitalen Produktion seit den 1980er-Jahren akut gefährdet, zur Gänze zu verschwinden. Und schließlich wagen öffentliche und private Sammlungen es weiterhin kaum, aktuelle Werke digitaler Kunst zu kaufen, da Fachwissen und Ressourcen fehlen. Dies hat langfristige Konsequenzen für das kulturelle Selbstverständnis einer von digitalen Medien geprägten Gesellschaft.
Den Herausforderungen der elektronischen und digitalen Kultur begegnen seit einigen Jahren spezialisierte Restaurator:innen und Wissenschaftler:innen, die kontinuierlich neue Werkzeuge und Verfahren entwickeln. Die Konferenz lädt ein, Einblick in den aktuellen Stand der Praxis, die neusten Forschungsprojekte und die institutionellen Bedingungen der Restaurierung elektronischer Werke zu gewinnen. Ausgehend von einer Diagnose des Status quo wollen wir eine Reihe von Fragen zur Diskussion stellen: Wo gibt es dringenden Handlungsbedarf im Hinblick auf Forschung? Wie steht es um die Ausbildung von Restaurator:innen? Welcher Perspektivwechsel in den Institutionen ist notwendig und welche langfristigen Strategien der Kulturpolitik, um auch elektronische und digitale Kunstwerke für die nächsten Generationen zu bewahren?
Die Veranstaltung richtet sich an Restaurator:innen, Mitarbeiter:innen von öffentlichen und privaten Sammlungen, Informatikerinnen, Elektrotechniker:innen, Künstler:innen, Studierende und eine interessierte Öffentlichkeit.
Referent:innen
- Elisa Carl & Jee-Hae Kim [Hamburger Bahnhof]
- Christian Draheim, Florian Draheim & Jochen Saueracker [Colorvac / ZKM | Karlsruhe]
- Tom Ensom & Jack McConchie [Tate, London]
- Patricia Falcao [Tate, London]
- Martina Haidvogl [Berner Fachhochschule / Hochschule der Künste Bern]
- Inge Hinterwaldner [Institut für Kunst- und Baugeschichte, KIT]
- Alex Michaan [Atelier Sonar / Université de Saint-Etienne]
- Dorcas Müller [ZKM | Karlsruhe]
- Arnaud Obermann [Staatsgalerie Stuttgart]
- Joanna Phillips & Lan Linh Merli-Nguyen Hoai [Restaurierungszentrum Düsseldorf]
- Morgane Stricot, Matthieu Vlaminck [ZKM | Karlsruhe]
- Nadja Wallaszkovits [KNMDI, ABK Stuttgart]
- Andreas Weisser [Preservation as a Service / Doerner Institut]
Programm
Freitag | 7. Oktober, 2022 | |
10:00–10:15 | Margit Rosen | Begrüßung |
10:15–10:45 | Joanna Phillips, Lan Linh Merli-Nguyen Hoai [Restaurierungszentrum Düsseldorf] | Launching Time-based Media Conservation at the Düsseldorf Conservation Center: Infrastructure, Staffing and Networks |
10:45–11:15 | Jee-Hae Kim and Elisa Carl [Hamburger Bahnhof] | Good, Better, Best… Good Enough? - Caring for Media Art Within a Public Institution |
11:15–11:30 | Kaffeepause | |
11:30–12:00 | Andreas Weisser [Preservation as a Service / Doerner Institut; München] | 20 Years of Private Practice in TBM Conservation: From Restoration to Consultancy |
12:00–12:30 | Arnaud Obermann [Staatsgalerie Stuttgart] | “Permanent […] wie oil painting” – A Look Back and the Road Ahead |
12:30–14:00 | Mittagspause | |
14:00–14:30 | Patricia Falcao [Tate, London] | Driven by the Art – New Practices in the Preservation of Software-based Art |
14:30–15:00 | Morgane Stricot, Matthieu Vlaminck [ZKM | Karlsruhe] | Digital Art Conservation : the Post-Acquisition Marathon |
15:00–15:30 | Alex Michaan [Atelier Sonar / Université de Saint-Etienne] | The Need for a Case-Specific Approach and the Challenges of Disparity in the Preservation of French Media Art Collections |
15:30–15:45 | Kaffeepause | |
15:45–16:15 | Inge Hinterwaldner [Institut für Kunst- und Baugeschichte, KIT | Karlsruher Institut für Technologie] | Race Against the Collateral Sunsetting of Art |
16:15–16:45 | Tom Ensom, Jack McConchie [Tate, London] | Preserving Virtual Reality Artworks |
16:45–18:00 | ZKM-Rundgang (Labor für antiquierte Videosysteme, CRT Lab, Werkstatt elektronische Restaurierung) | |
Samstag | 8. Oktober, 2022 | |
10:00–10:15 | Begrüßung | |
10:15–10:45 | Dorcas Müller [Labor für antiquierte Videosysteme. ZKM | Karlsruhe] | Re-Valuation of Electronic Art |
10:45–11:15 | Jochen Saueracker, Florian Draheim, Christian Draheim [Colorvac / CRT Lab, ZKM | Karlsruhe] | From Repair to Prepare. Re-Engineering of an Industrially Produced Cultural Heritage Device |
11:15–11:30 | Kaffeepause | |
11:30–12:00 | Martina Haidvogl [Contemporary Art Conservation Program, Berner Fachhochschule / Hochschule der Künste Bern] | Modern Materials and Media: The Contemporary Art Conservation Program at the Bern Academy of the Arts |
12:00–12:30 | Nadja Wallaszkovits [Konservierung und Restaurierung Neuer Medien und Digitaler Information (KNMDI), ABK Stuttgart] | On Ageing and Preserving Audiovisual Media – A Challenge Conflicting Physical Decay, Technological Obsolescence and Data Preservation |
12:30–13:00 | Patricia Falcao, Martina Haidvogl, Joanna Phillips, Jochen Saueracker, Morgan Stricot, Andreas Weisser moderiert Margit Rosen | Round Table |
Für den Freitag, 7. Oktober, um 19 Uhr empfehlen wir die Veranstaltung »A conversation beyond matter: Carolyn Kirschner« im ZKM | Kubus. Die britische Künstlerin und Wissenschaftlerin stellt ihr während des Beyond Matter Residency Programms entstandenes Projekt »Iconoclash: Slow Squeeze« vor.
Impressum
- Konzeption
- Konzeption
Team
Projektleitung: Jenny Starick, Laura Schmidt