Scanned Library

Die Installation »Scanned Library« besteht aus einem zerschnittenen und wieder zusammengesetzten Bücherregal vor einer Fototapete, auf der wiederum verschoben das gleiche Regal seriell aneinandergereiht zu sehen ist. Die Arbeit gehört zur Werkserie »Scanned Objects«, die Peter Weibel ab 1990 entwickelte. Hierbei werden Gegenstände in Streifen geschnitten, die mit Plexiglas-scheiben getrennt – gegeneinander verdreht und verschoben – neu zusammengefügt werden, um die elektronische Zerlegung von Bildern in Zeilen, sogenannte »scanlines«, auf materielle Ebene zu übersetzen. Die mediale Technik, die Erzeugung eines TV-Bilds durch Scanlinien, wird in die Wirklichkeit rückübertragen. Dies ist nur möglich, weil die Wirklichkeit die Option von Scanlinien schon barg und offerierte.

Im Zeitalter des Internets entsteht ein neuer Raum, in dem materielle Bücher und Bibliotheken nicht mehr die alleinigen Träger und Aufbewahrungsorte textueller Information sind. Jahre vor der umfassenden Digitalisierung des in Büchern gespeicherten Wissens weist Weibels Arbeit auf den Übergang von der ortsgebundenen Bibliothek zum immateriellen und scheinbar ortlosen digitalen Informationsraum hin.