GLOBALE: Exo-Evolution
Sa, 31.10.2015 – So, 28.02.2016
Die Ausstellung legt ihren Fokus auf die künstlerische Anwendung neuer Technologien und eröffnet mit verschiedenen Modulen Ausblicke in die Zukunft. Sie zeigt uns unsere neue Realität, die geprägt ist von 3-D-Druckern und Robotern, Cyborgs und Chimären, Sensoren und Gen-Pools, von tragbaren Technologien und medizinischen Wundern, von synthetischen Lebewesen, bionischen Anzügen und Silikonnetzhäuten, künstlichem Gewebe und Reparaturtechniken, von neuen Erkenntnissen der Weltraumforschung, der Molekularbiologie, der Neurologie, der Genetik, der Quanteninformatik. Sie zeigt uns Visionen und Lösungen für Probleme des 20. Jahrhunderts, z.B. die Abspaltung von Sauerstoff aus CO2 (Kohlenstoffdioxid), um die Klimakrise zu bewältigen.
Mit dem aufrechten Gang wurden Füße zu Händen. Mit den Händen schuf der Mensch Werke. Zu den Werken zählten auch neue Werkzeuge. Mit dem aufrechten Gang wurden die Hände als Werkzeuge des Menschen freigesetzt und damit der Mensch selbst zum »ersten Freigelassenen der Schöpfung« (J. G. Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, Teil 1, 1784). Von manuellen bis zu mentalen Werkzeugen, vom Hammer bis zur Sprache, hat der Mensch im Laufe der Jahrtausende eine Werkzeugkultur, eine »engineering culture«, hervorgebracht, welche die Grenzen der Wahrnehmung und der Welt erweiterte. Der Mensch lagerte die Funktionen seines Körpers aus: die Hand in den Hammer, die Füße in das Rad, die Arme in Pfeil und Bogen, das Sprechen in die Schrift, das Gedächtnis in Tontafeln und Computer etc. Mit der Kette der Exteriorisierungen tritt der Mensch aus der Evolution aus, er befreit sich von der Gewalt der Natur und schafft mit seinen Werkzeugen, exteriorisierten Organen, eine künstliche Exo-Evolution.
Von der Exo-Biologie zu Exo-Planeten, von Exo-Skeletten bis zu »Exo-Schwangerschaften« (Leihmütter) entstehen die Konturen einer neuen Welt, die zutiefst technologisch geprägt ist. Auch die Kunst kann sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr von dieser technologischen Entwicklung fernhalten. Der Fokus der klassischen Kunst lag darauf, das zu repräsentieren, was das natürliche Auge wahrnahm. Die Maler blieben bei der Sichtbarmachung der Gegenstandswelt auf der Oberfläche der Dinge und in retinalen Effekten gefangen. Vom Mikroskop zur Computertomografie haben sich die Techniken der Wahrnehmung in der Wissenschaft weiterentwickelt. Objekte wurden apparativ sichtbar gemacht, die für das natürliche Auge nicht erkennbar waren. Die neuen Medien holen die Techniken der apparativen Perzeption, von Fotografie bis Computer, in das Reich der Kunst. Dadurch entsteht ein neues Bewusstsein für die Verschränkung von natürlicher und apparativer Wahrnehmung, von Gegenstandswelt und Medienwelt, Kunst und Wissenschaft. Medien sind aber nicht nur Bild- und Ton-Maschinen, sondern auch Schnittstellen zur Konstruktion neuer Wirklichkeiten und neuer Kommunikationsformen. Wir kommunizieren, verhandeln und handeln mit Medien. Der Wandel von den visuellen zu den sozialen Medien macht deutlich, dass ihr Gebrauch der entscheidende Faktor ist. Medien sind performativ. Ihre Wirkung ist ubiquitär und nachhaltig. Wir sprechen daher nicht nur von Bildern, sondern von »Bildakten«, nicht nur von Sprache, sondern von »Sprechakten«, nicht nur von Wahrnehmung, sondern von »Wahrnehmungsakten«. Aktionen und Handlungen wurden zu Kunstformen.
Nachdem sich KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen eine gewisse Schnittmenge von Werkzeugen teilen, sehen Studios von KünstlerInnen gelegentlich aus wie Labors von WissenschaftlerInnen und umgekehrt. KünstlerInnen von heute sind auch weniger auf der Suche nach subjektiver Expression, sondern ihre Referenzrahmen sind soziale Systeme sowie Strukturen und Methoden der Wissenschaften. Daher gibt es neue Forschungsgebiete wie Art & Science Labs und »art-based research«. Eine Verwissenschaftlichung der Kunst wie in der Renaissance zeichnet sich ab, eine Renaissance 2.0.
Beteiligte KünstlerInnen
::vtol:: · 1024 architecture · Yuri Ancarani · Jinsoo An · Alisa Andrasek · Alisa Andrasek & Jose Sanchez · Suzanne Anker · Anthropocene Observatory Artificial Nature (Haru Ji & Graham Wakefield) · Lise Autogena & Joshua Portway · Nurit Bar-Shai · Sonja Bäumel · Sonja Bäumel & Manuel Selg · Ursula Biemann & Paulo Tavares · Howard Boland & Laura Cinti (C-LAB) · Ecke Bonk / typosophes sans frontiers · Adam W. Brown & Robert Root-Bernstein · Oron Catts & Ionat Zurr & Corrie Van Sice · Center for PostNatural History · Jürgen Claus · Sam Conran · Hermann Cuntz · Hermann Cuntz & Marvin Weigand · Theresa Dankovich · Robert Darroll · Caitilin de Bérigny · Frederik de Wilde · Thierry Delatour · Louis-Philippe Demers & Bill Vorn · Heather Dewey-Hagborg · Kitsou Dubois · Anna Dumitriu · ecoLogicStudio · Electronic Shadow (Naziha Mestaoui & Yacine Aït Kaci) · Peter Fend / Ocean Earth · Thomas Feuerstein · Verena Friedrich · Klaus Fritze · FZI Forschungszentrum Informatik · Eyal Gever · Alexandra Daisy Ginsberg · Alexandra Daisy Ginsberg & Sascha Pohflopp · Niklas Goldbach · Andy Gracie · Tue Greenfort · Terike Haapoja · History of Others (Terike Haapoja, Laura Gustafsson) · Zaha Hadid Architects · Stephen Hawking · Ivan Henriques · Camille Henrot · Lynn Hershman Leeson · Bart Hess · Heurisko Gesellschaft für Biologische Technologien GmbH & Karlsruher Institut für Technologie · Chris Jordan · Manfred Kage · Wanuri Kahiu · Felix Kemner · KIT | Institut für Meteorologie und Klimaforschung · Allison Kudla · Nandita Kumar · Ebru Kurbak & Irene Posch · Christian Lölkes & Adrian Vielsack · Andy Lomas · Wolfgang Mally · Daria Martin · Mediated Matter Group | MIT Media Lab · Agnes Meyer- Brandis · Yann Mingard · MVRDV & The Why Factory (in Kooperation mit MOON Kyungwon & JEON Joonho) · Dave Murray-Rust & Rocio von Jungenfeld · Michael Najjar · Geraldine Ondrizek · Lucy & Jorge Orta · Neri Oxman · Geoffrey Ozin · Tariq Rahman · Reynold Reynolds · Byron Rich · Adam G. Riess · robotlab · Hermann J. Roth · Scenocosme (Grégory Lasserre & Anaïs met den Ancxt) · HA Schult · SEAD (Space Ecologies Art and Design) · Conrad Shawcross · Semiconductor · Maja Smrekar · Studio Swine · Luisa Székely · Yesenia Thibault-Picazo · Luca Trevisani · Troika · UdK | Design Research Lab · Andrei Ujica · Koen Vanmechelen · Paul Vanouse · Aline Veillat · Pinar Yoldas · Martin Walde · Peter Weibel · Daniel Widrig · Where Dogs Run
Impressum
- Kurator/in
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Team
Ausstellungsarchitektur: Stadelmann Schmutz Wössner, Berlin / London
Ausstellungsgrafik: 2 x Goldstein + Fronczek
Organisation / Institution
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Mit freundlicher Unterstützung