Interview mit Valerio de Bonis und Giulio Colangelo

In (re)BO(u)NDS geht es darum, das Chaos zu kontrollieren und zu gestalten, es ist halb Installation und halb Komposition.
© Giulio Colangelo
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Die italienischen Komponisten Valerio de Bonis und Giulio Colangelo waren am ZKM | Institut für Musik und Akustik zu Gast.

VON TILL KNIOLA

Von August bis Dezember 2012 waren die italienischen Komponisten Valerio de Bonis und Giulio Colangelo im Rahmen eines ERASMUS-Stipendiums am ZKM | Institut für Musik und Akustik zu Gast. De Bonis (Jahrgang 1981) und Colangelo (Jahrgang 1986) vertreten eine jüngere Komponistengeneration, die interdisziplinär und spartenübergreifend arbeitet.

De Bonis und Colangelo lernten sich am Conservatorio di Musica in Potenza kennen, wo sie unter Professor G. Gemini Elektronische Musik studierten. „Wir haben sehr schnell gespürt, dass wir eine ähnliche Ästhetik vertreten und an den gleichen Dingen in unseren Kompositionen interessiert sind.“, so De Bonis über das Treffen der Komponisten.

Beide fanden über das Experimentieren mit audiovisuellen Kompositionen und die Suche nach einer intermedialen Sprache zueinander und gründeten gemeinsam mit Donato Corbo Ende der Nuller-Jahre die Künstlergruppe LOXOSconcept. Für LOXOS arbeiteten de Bonis und Colangelo in den Studios des ZKM an einem neuen Werk, (re)BO(u)NDS. In dieser Arbeit geht es darum, das Chaos zu kontrollieren und zu gestalten, es ist halb Installation und halb Komposition.

Giulio Colangelo: „In (re)BO(u)NDS möchten wir untersuchen, wie durch eine kleinste akustische Aktion eine möglichst intensive  und lebendige Klangwelt ausgelöst werden kann. Der Aufbau der Arbeit besteht aus einer Tropfvorrichtung, aus der in einem von uns gesteuerten zeitlichen Abstand Wassertropfen in ein Glasgefäß tröpfeln. Unter dem Glasgefäß ist ein Kontaktmikrofon angebracht, welches die Vibration des Tropfenaufpralls einfängt und an eine Software weitergibt, die je nach Charakter des übermittelten Klangs bestimmte Routinen auslöst und aus abgelegten Klangbausteinen eine Komposition formt. Diese Komposition wird dann in einem mehrkanaligen Setting abgespielt und mit jedem neuen Tropfenaufprall fort- bzw. überschrieben.“

In den fünf Monaten ihres Aufenthalts am ZKM brachten de Bonis und Colangelo (re)BO(u)NDS zur Prototypreife, in dem sie vor allem mit der Steuerung des Tropfenfalls (Fallhöhe, Geschwindigkeit) und der Definition von Klangbearbeitungsroutinen in MAX/MSP experimentierten. Ziel ist es nun, das Werk in 2013 zu komplettieren und in einer Ausstellung zu präsentieren.

Befragt nach dem Titel des neuen Werks und einer eventuell bestehenden Hommage an das Perkussionswerk Rebonds von Iannis Xenakis sind de Bonis und Colangelo zurückhaltend. Beide verehren Xenakis und seine Musik sehr, der Titel (re)BO(u)NDS ist aber eher eine spielerische Beschreibung der musikalischen Aktion.

De Bonis: „Mit dem Titel des Stückes weisen wir auf die mehrkanalige und chaotische Wiedergabe der Klänge im Raum hin, wie diese quasi durch den Raum ‚bouncen’. Gleichzeitig wird diese Aktion ja von einem einzigen Tropfen ausgelöst, ist praktisch an diesen gebunden. Inspiriert waren wir eher von Ligetis Artikulation, ein elektronisches Werk das sehr lebendig und chaotisch ist und dabei doch transparent bleibt.“

Neben der Entwicklungsarbeit für das neue Stück präsentierten De Bonis und Colangelo während ihrer Zeit am ZKM noch eine weitere Arbeit, CUT it! Diese interaktive Klanginstallation wurde auf Einladung von Professor Peter Weibel in die Ausstellung „Sound Art. Klang als Medium der Kunst“ integriert.

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