Moments
Eine Geschichte der Performance in 10 Akten
Do, 08.03. – So, 29.04.2012
»Moments. Eine Geschichte der Performance in 10 Akten« ist eine internationale Live-Ausstellung zur Geschichte der Kunstrichtung Performance in Tanz und bildender Kunst. Als Ausstellung »in progress« zeigt und entwickelt das Projekt neue Formate der musealen Präsentation von Live-Acts. Die Ausstellung beginnt im leeren Ausstellungsraum. Während der achtwöchigen Laufzeit des Ausstellungsprojekts entwickelt sich − unter der Zeugenschaft einer für die gesamte Periode zur Begleitung und Beobachtung eingeladenen Gruppe von Studierenden − vor dem Publikum ein szenischer Akt rund um zehn zentrale Stationen der Tanz- und Performancegeschichte. Einen Schwerpunkt dabei bilden Performances und Arbeiten von Frauen, welche seit den 1960er-Jahren die Genregrenzen zwischen Tanz, Performance, visuellen Medien bewusst thematisierten, überschritten und kritisierten. Hierbei reflektierten sie gleichfalls die implizit männlichen Blickkonstruktionen und Gestenlogiken ihrer gleichzeitig arbeitenden Kollegen.
In der Ausstellung werden u. a. Marina Abramović, Graciela Carnevale, Simone Forti, Anna Halprin, Reinhild Hoffmann, Channa Horwitz, Lynn Hershman Leeson, Sanja Iveković, Adrian Piper und Yvonne Rainer vertreten sein. Die Künstlerinnen dokumentieren ihre historischen Performances zum Teil selbst im Ausstellungsraum. Boris Charmatz, in Zusammenarbeit mit KollegInnen aus Kunst und Theorie, nähert sich den dokumentierten Arbeiten szenisch an und entwickelt vor Ort einen Live-Akt um diese zentralen Momente der Performancegeschichte. Die Künstlerin Ruti Sela wird diese künstlerische Annäherung an die Arbeit ihrer VorgängerInnen filmisch-künstlerisch dokumentieren und einen Film direkt im Ausstellungsgeschehen produzieren. Zudem werden neue performative Methoden und Aktionen der Vermittlung historischer Performances an die BesucherInnen entwickelt.
Ausgangspunkt ist das Interesse an der Aufarbeitung von Geschichte, das sich gegenwärtig in so genannten Re-Enactments historischer Performances, aber auch beispielsweise in der unlängst entbrannten Kontroverse rund um die museale Darstellbarkeit der Performances von Joseph Beuys durch Fotodokumente niederschlägt. Im Zentrum steht dabei die ›heroische‹ Periode der 1960er bis 1980er-Jahre, in welcher eine radikale (Neu)definition des Genres im engen Dialog der Performancebewegungen von bildender Kunst und Tanz stattfand.
Vier Phasen
Die Ausstellung »Moments. Eine Geschichte der Performance in 10 Akten« baut sich in vier Phasen auf, in denen jeweils andere Akteure im Ausstellungsraum agieren:
1. Act − Bühne und Display
8.−17. März 2012
»Moments. Eine Geschichte der Performance in 10 Akten« bricht mit den Routinen musealer Institutionen. Zu Ausstellungsbeginn steht nur das leere Display von zehn künstlerischen Positionen. Die Künstlerinnen der »heroischen« Performance-Generation der 1960er- und 1970er-Jahre selbst richten die Ausstellung vor den Augen des Publikums ein. Parallel zum Aufbau finden öffentliche Gespräche, Diskussionsrunden und Reenactments der Künstlerinnen statt. Die erste Phase schließt mit der eigentlichen Eröffnung der Ausstellung am 17.3.2012 ab. Im Rahmen der Eröffnung findet die Performance »Practice Makes a Master« von Sanja Iveković, reenacted von Sonja Pregrad, statt. Die Performance wird zusätzlich am 18. März 2012 um 16 Uhr zu sehen sein.
2. Re-Act − Interpretative Aneignung im künstlerischen Labor
18.−30. März 2012
In einem zweiwöchigen künstlerischen Labor des französischen Choreografen Boris Charmatz und ausgewählter KollegInnen aus Kunst und Wissenschaft, das im Ausstellungsraum stattfindet, diskutieren und entwickeln diese künstlerische Strategien und Methoden der Aneignung und Re-Interpretation der in der Ausstellung dokumentierten, historischen Performances. Am 30. März 2012 werden in einem »Open Lab« die Ergebnisse öffentlich reflektiert. Am 31. März 2012 wird es im Rahmen einer Kooperation mit dem Badischen Staatstheater den Performance-Abend »Moments« in dessen Studio geben.
3. Post-Production – Filmediting
31. März−14. April 2012
Die Künstlerin Ruti Sela dokumentiert filmisch das künstlerische Labor. In der dritten Ausstellungsphase wird das Display zum Produktionsstudio eines Performance-Kunst-Filmes. Der Schauplatz des Films ist die Ausstellung selbst, sein Thema der multiple Umgang mit Performancegeschichte in ihr. Die BesucherInnen können in der Ausstellung die Produktion des Filmes live verfolgen. Das Ende dieser Projektphase markiert die Premiere des Filmes am 14. April 2012.
4. Remembering the Act − Performative Vermittlung des Ausstellungsprozesses durch künstlerische Zeugen
15.–29. April 2012
Von Beginn an begleiten zehn sogenannte »ZeugInnen« (Studierende verschiedener internationaler Hochschulen) die Ausstellung. Sie sind die aktiven VermittlerInnen des Gesamtprozesses und werden in der letzten Phase selbst zu Hauptakteuren der Ausstellung. Ihre Anwesenheit verwebt und verdichtet die Kette von Präsenzen in dieser Ausstellung, die einer Dramaturgie von Akt, Spur, Erinnerung, Interpretation, Re-Act, Spur, Erinnerung, Interpretation, Re-Re-Act folgt. Die Finissage am 28. April 2012 beendet die vierte Phase und die Ausstellung selbst.
Event Website
Impressum
- Kurator/in
- Kurator/in
- Kurator/in
Team
Martin Häberle (Technische Projektleitung)
Idis Hartmann (Projektleitung)
Marianne Meister (Registrarin)
Johannes Porsch (Ausstellungsarchitektur)
Organisation / Institution
Sponsoren
Kulturstiftung des Bundes; musée de la danse