Die Roboter-Bibel
Was einst wohl über Jahrhunderte hinweg zusammengetragen und immer wieder handschriftlich überliefert wurde, hat ein Roboter erstmals innerhalb weniger Zeit schriftlich wiedergegeben.
VON HANNAH SCHEIBLICH
In einer Zeitspanne von nur fünfzehn Monaten ist es dem Maschinenmensch gelungen, den gesamten Inhalt der Bibel mit Feder und Tinte auf eine Papierrolle abzuschreiben. Zum ersten Mal stellte 2007 das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe den Roboter aus.
Seitdem produzierte die Maschine schon in Spanien, Portugal, Österreich und der Schweiz die Bibelabschrift, bevor Bernhard Serexhe, Kurator des Medienmuseums am ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie den Maschinenmensch an den Trierer Dom vermittelt hat. In einem eigens errichteten Nebenbau wurde der von der Künstlergruppe „robotlab“ programmierte Roboter „BIOS (bible)“ zu einer Art Installation und konnte von mehreren hunderttausenden Zuschauern beim Arbeiten beobachtet werden.
Die fertige Arbeit ist noch bis zum 13. Oktober dieses Jahres in der Ausstellung „500+1 – Das Gewand als Motiv zeitgenössischer Kunst“ im Museum am Dom in Trier zu sehen. Mit der Realisierung des Projekts in Trier stellt die Roboter-Bibel eine Besonderheit dar, denn es ist das erste Mal, dass sie nach ihrer Fertigstellung gebunden wurde – ein Prozess, der insgesamt acht Wochen in Anspruch genommen hat.
Das Werk umfasst sechs Bände, jedoch gibt es noch einen siebten Band, der die vier Evangelien thematisiert. Die Roboter-Bibel ist im Format 63x38 cm gehalten, beinhaltet etwa 2100 Seiten und umfasst ein Gesamtgewicht von 57 kg.
Am Anfang jedes Bandes findet neben dem Titel, dem Impressum und dem Inhalt auch jeweils ein Vorwort des Trierer Bischofs, des Bibelforschers Prof. Bohlen und der Gruppe „robotlab“ Erwähnung. Auf das Einbandleinen ist als feine Textur der Software-Code des Schreibprozesses gedruckt, ebenso wie das Steuerprogramm und die Roboterprogramme mit den Koordinaten des von uns geschaffenen, kalligrafischen Alphabets.
Die „Roboter-Bibel“ ist ein außergewöhnliches Projekt und erfasst die Veränderungen unserer Zeit, vor allem die Schnelllebigkeit und die Entwicklungen in verschiedenen Bereichen, auf beeindruckende und interessante Weise.
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