Nanni Balestrini ist tot
Das ZKM trauert um einen der bedeutendsten Vertreter der italienischen Nachkriegsavantgarde
Als Dichter, Künstler, Schriftsteller und Verlagslektor, als Zeitschriftengründer und Organisator literarischer Festivals nahm Nanni Balestrini in der Entstehung und Durchsetzung der literarischen Neoavantgarde eine Schlüsselrolle ein.
VON ZKM REDAKTION
Seit den 1950er-Jahren zählte er zu den bedeutendsten Vertretern der italienischen Kultur. Am 20. Mai 2019 ist der 1935 in Mailand geborene Künstler im Alter von 83 Jahren gestorben.
Im deutschen Sprachraum war er vor allem für seine politischen Romane bekannt. »Wir wollen alles« (1971), »Die Unsichtbaren« (1987) und »Der Verleger« (1989) verarbeiten die politische Geschichte Italiens und der sozialen Bewegungen der 1960er- und 1970er-Jahre. In Folge seines linken politischen Engagements ging Balestrini 1979 ins Exil nach Frankreich. Seit 1985 lebte und arbeitete er in Rom, Mailand und Paris.
Nanni Balestrini
»Es ist die Poesie, die mich gewählt hat. Ich bin es nicht gewesen, der sie ausgesucht hat. Es ist so passiert und ich bin glücklich darüber.«
Nanni Balestrinis vielfältiges dichterisches und künstlerisches Werk basiert auf der Poetik der Collage, einem Verfahren, das sich der Brüche, Fragmente und Kombinatorik bedient. Dieses verbindende Prinzip zeigt sich in Balestrinis visuellen Collagen ebenso wie auch in seinen wegweisenden Experimenten mit computergenerierter Poesie.
Wer das hir liest, braucht sich vor nichts zu fürchten
Mit der Ausstellung »Wer das hir liest, braucht sich vor nichts zu fürchten« widmete das ZKM Balestrini im Frühjahr 2017 eine Ausstellung, die erstmals einen umfassenden Überblick über sein visuell-poetisches Oeuvre gab. Collagen und Cut-Ups aus Bildern, Texten und Filmsequenzen zeigen ein Lebenswerk, das sich gegen die »Trägheit der Sprache« wandte und damit gegen die Erstarrung des Denkens und Handelns. Sie zeigen jene möglichen Welten, die wir nicht wagen sowie jene, die wir übersehen haben.
Nanni Balestrini: Wer das hir liest braucht sich vor nichts mehr zu fürchten
Nanni Balestrini: Wer das hir liest braucht sich vor nichts mehr zu fürchten
Ausstellung