Singen, tanzen, küssen auf Appell!

Menschen sollen in ihren alltäglichen Handlungen im öffentlichen Raum für einen Moment der Interaktion unterbrochen werden. Warum? »A Good Reason Is One That Looks Like One«
© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Foto: ONUK
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Im Rahmen von »Die Stadt ist der Star - Kunst an der Baustelle« tritt der dänische Video- und Performancekünstler Christian Falsnaes mit PassantInnen in der Karlsruher Innenstadt und der Postgalerie in den Dialog.

IM GESPRÄCH MIT CHRISTIAN FALSNAES

Ihre alltäglichen Handlungen im öffentlichen Raum sollen für einen Moment der Interaktion unterbrochen werden, sie sollen sich auf seine simplen bis absurden Handlungsanweisungen einlassen. Warum? »A Good Reason Is One That Looks Like One«! Wir haben Christian Falsnaes vor Beginn seiner ersten Performances zum Interview getroffen.

Stefanie Strigl: Sie sind mit Ihrem Projekt in der Postgalerie und in der Innenstadt aktiv – können Sie uns beschreiben, was Sie genau vorhaben?

Christian Falsnaes: Die Arbeit, die ich dort zeigen werde, heißt »A Good Reason Is One That Looks Like One«. Sie besteht aus einer Stimme, die über Lautsprecher bestimmte Situationen beschreibt, die dann von einem Performer oder einer Performerin mit den Menschen, die gerade vor Ort sind, live umgesetzt werden. Dadurch soll eine sich immer verändernde Serie von sozialen Interaktionen mit den Menschen, die in der Situation gerade vor Ort sind, entstehen.

STS: Was macht für Sie das Arbeiten im öffentlichen Raum aus?

CF: Was ich interessant finde im öffentlichen Raum, im Gegensatz zum Ausstellungsraum, ist vor allem, dass die Leute unerwartet angesprochen werden. In meinen Arbeiten wird der Betrachter immer sehr direkt angesprochen und auch meistens in die Arbeit involviert. Im Museum besteht da quasi immer eine vorhandene Prämisse, dass man weiß, dass so etwas passieren kann. Im öffentlichen Raum ist das überhaupt nicht der Fall. Deshalb ist es für mich ein besonders interessantes Experiment zu sehen, wie und ob das auch funktioniert.

STS: Die Interaktion mit dem Publikum ist also in Ihren Arbeiten besonders wichtig. Wie bekommen Sie die Menschen an diesen Punkt, in Ihre Performance einzusteigen und mitzumachen?

CF: Das liegt vor allem an den PerformerInnen, die diese Arbeit umsetzen. Ich bin heute auch deshalb in Karlsruhe, um sie richtig zu trainieren. Da geht es eben vor allem um Körpersprache und darum, wie man die Menschen ansprechen soll, also um Stimmführung und solche Sachen.

STS: Und was sind Ihre bisherigen Erfahrungen – wie reagieren die Menschen darauf? Machen Sie bei Ihren Performances mit?

CF: Diese Arbeit habe ich bisher nur in einem Ausstellungsraum gezeigt, deshalb kann ich nicht sagen, ob es ähnlich funktionieren wird. Im öffentlichen Raum ist es sozusagen eine Prämiere. Aber meistens hat es bisher sehr gut funktioniert und die Leute haben begeistert mitgemacht, auch viel diskutiert und reflektiert, was ja auch ein Teil der Arbeit ist. Ob das jetzt im öffentlichen Raum auch so sein wird, weiß ich nicht. Aber ich glaube, dass es zu verschiedenen Zeitpunkten sehr unterschiedlich sein kann, weil es natürlich sehr von den einzelnen Personen abhängt, die gerade vorbeigehen.

Der erste Durchlauf der Performances zu »A Good Reason Is One That Looks Like One« startete Anfang Juli in der Karlsruher Postgalerie. Weitere Performances folgen an den Wochenenden vom 6.–8. August sowie am 3.–5. September.

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Zur Person

Der 1980 in Kopenhagen geborene und in Berlin lebende Video- und Performancekünstler Christian Falsnaes ist dafür bekannt, das Publikum als künstlerisches »Material« zu nutzen, um gesellschaftliche Konventionen und Rituale offenzulegen. Die von ihm geschaffenen Situationen sind darauf angelegt, Verhaltensnormen zu überschreiten, bieten jedoch zugleich ein kollektives Erlebnis, das den Beteiligten nicht selten auch Spaß macht.

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