Frauen im Ausschnitt. Wie weiblich ist der Kulturbetrieb?
Plakat des Thementags »Frauen im Ausschnitt« bei den ARD Hörspieltagen.
Thementag der ARD Hörspieltage
Sa, 09.11.2019 11:00 – 17:00 Uhr CET, Hörspiel

Wo Kunst und Kultur nicht nur Dekor und Unterhaltung sind, haben immer noch und immer wieder Männer das Sagen und Machen. Reden wir also auf einem Festival fürs Hören mal darüber, wie Frauen hörbar werden. Wie steht es um den Feminismus im Hörspiel? Und wie um den Feminismus um das Hörspiel herum? 

Es ist viel passiert seit #MeToo. Viel ist geredet worden, manches getan, einiges neu gedacht. Ging es zunächst um sexuelle Belästigung und Übergriffe, wurde daraus bald eine große Debatte über Machtmissbrauch und Gleichberechtigung. Verhaltens- und Redeweisen, die vorher alle für normal hielten, sind jetzt nicht mehr stubenrein. Dennoch: Wir stehen immer noch am Anfang – und das in Deutschland schon seit mindestens 70 Jahren, als der Satz »Männer und Frauen sind gleichberechtigt.« im Grundgesetz verankert wurde. 2019 gibt es hierzulande einen Gender-Pay-Gap von 21 Prozent – einen der höchsten unter den Industrieländern. Wir haben eine Kanzlerin, aber weniger als ein Drittel der Abgeordneten im Bundestag sind weiblich. Auf den 12 Intendantinnensesseln der deutschen Rundfunkanstalten sitzen zwei Frauen. Und so weiter. Im Grunde kennen wir alle die Zahlen und den Befund. Und auch die vielen, komplexen Gründe dafür. »Frauen im Ausschnitt« will hör- und sichtbar machen, wofür wir alle immer noch taub und blind sind – Männer wie Frauen.

Programm

Offene Gesprächsrunden – Infos und Austausch – Alle reden mit, jede Meinung zählt

Teilnehmerinnen:
• Sabine Hark (Leiterin des Zentrums für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Technischen Universität Berlin)
• Lamya Kaddorm (Islamwissenschaftlerin und Publizistin)
• Stefanie Lohaus (Mitherausgeberin des Missy Magazine und Leiterin Kommunikation der EAF Berlin)
• Ania Mauruschat (Literatur- und Medienwissenschaftlerin)
• Luise F. Pusch (Sprachwissenschaftlerin, Begründerin der feministischen Linguistik)
• Hilde Weeg (Hörfunk- und Fernsehjournalistin, Vorstand Journalistinnenbund e. V.)
sowie das Publikum und die ProduzentInnen der ARD Hörspieltage.

Moderation: Ute Soldierer

11:00 Uhr: 1. Runde
Ania Mauruschat: Frauen im Ausschnitt – Hörspiele im Bechdel-Test

Der Bechdel-Test ist schnell erklärt, weil er aus vier einfachen Fragen besteht:

1: Gibt es mindestens zwei Frauenrollen im Stück?
2: Haben diese Frauen einen Namen?
3: Sprechen sie miteinander?
4: Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?

Bestanden ist der Test, wenn alle Fragen mit ja beantwortet werden können. Wie fallen die Antworten bei Hörspielproduktionen von 2019 aus? 

12:00 Uhr: 2. Runde
Work in Progress – Arbeiten in und aus den Strukturen des Alltags

Wie sehr bestimmt unsere Sprache unser Denken, unser Bewusstsein? Welche Verhaltens- und Entscheidungsmuster lassen sich auch in anderen künstlerischen Bereichen (der Literatur, dem Film, der Musik) entdecken, in welche Fallen treten wir alle immer wieder, ob wir wollen oder nicht? Und gibt es schon Arbeitsprozesse und -strukturen, die anders an die Geschlechtergrundordnung herangehen?

13:30 Uhr Pause

14:30 Uhr Finale
»Die Karlsruher Postulate« – Workshop