soon | just | now. gerhard rühm als intermediapionier
Im Rahmen der Reihe »Poetische Expansionen«
Sa, 01.04. – So, 09.07.2017
- Ort
- Lichthof 1+2
- Kosten
- Museum admission
Gerhard Rühm (*1930 in Wien) ist ein Virtuose in der Erschließung intermedialer Grenzbereiche und erweiterter medialer Ausdrucksformen. Sein Schaffen verbindet Bildwerke, Musik, Dichtung, Film und Performance auf poetische Weise miteinander und eröffnet in der Überschreitung der Grenzen ‚traditioneller’ Gattungen neue ästhetische Sinnfelder. Zugleich bereiten Rühms Arbeiten intellektuelles Vergnügen und animieren erweiterte Wahrnehmungen, in denen feste Sprach- und Denkroutinen auf konzeptuelle und humorvolle Weise durchbrochen werden.
Zunächst studierte Gerhard Rühm Klavier und Komposition an der Wiener Musikakademie und bei Josef Matthias Hauer, dem Erfinder der Dodekaphonie. In den 1950er-Jahren war er vor allem literarisch tätig und erlangte mit ersten Lautgedichten Bekanntheit als experimenteller Poet. Als Mitbegründer der legendären Wiener Gruppe (gemeinsam mit Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener) war Rühm maßgeblich an der innovativen Expansion literarischer Verfahren hin zu neuen Ausdrucksformen beteiligt: Die Wiener Gruppe führte »Happenings« auf, noch bevor dieser Begriff erfunden war. Beim »2. Literarischen Cabaret« 1959 in Wien zertrümmerten Gerhard Rühm und Friedrich Achleitner gar ein Klavier – wohlgemerkt erstmals in der Kunstgeschichte und bevor die Fluxuskünstler zu solch radikalen Mitteln griffen. Doch die Provokation war für Rühm nur ein Nebeneffekt, der weniger den Charakter seiner Arbeiten beschreibt, denn die konservative Atmosphäre im Nachkriegsösterreich, in der er gemeinsam mit dem Zirkel seiner Künstlerkollegen darum bemüht war an die Leistungen der experimentellen Avantgarden von Expressionismus, Dada, Surrealismus und Futurismus anzuknüpfen. Charakteristisch für Rühms Schaffen ist der innovative Ansatz, die strenge Konzeption, aber auch der spontane Ausdruck.
Die groß angelegte Ausstellung »soon | just | now. gerhard rühm als intermediapionier« präsentiert beispielhaft das poetische, visuelle und musikalische Schaffen des Künstlers aus über sechs Jahrzehnten. Gezeigt werden bildnerische Arbeiten (Visuelle Poesie, gestische und konzeptionelle Zeichnungen, visuelle Musik, Fotomontagen, Buchobjekte...), Filme (Schriftfilme, Kinematografische Texte, Voice-Over-Co-Produktionen mit Hubert Sielecki) und auch Musik (auditive Poesie, Chansons, Tondichtungen...).
Die Werkschau vergegenwärtigt, dass die intermediale Ausrichtung von Anfang an ein übergreifendes und stilprägendes Prinzip im Schaffen des Künstlers bildet.
Gerhard Rühm lebt in Köln und Wien. Er lehrte 1972-1995 als Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg sowie mehrmals an der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg. Seit 2005 erscheinen seine »Gesammelten Werke« im Verlag Matthes & Seitz Berlin.
Impressum
- Kurator/in
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Team
Technische Projektleitung: Henrike Mall
Registrar: Henrike Mall
Projektmitarbeit: Hanna Jurisch