Ausstellung
Milica Tomiç: I am Milica Tomiç
Fr, 22.03. – Do, 28.03.2002
Ich heiße Milica und erhielt diesen Namen 1960. Ich wurde in Belgrad geboren, in Jugoslawien, einem Land, das in jenen Jahren in eine Phase der plötzlichen Modernisierung eintrat. Während meiner Kindheit und Jugend galt mein Name als unzeitgemäß, als sehr »altmodisch«.
Anfang der 1980er Jahre begann ich jedoch, Menschen kennen zu lernen, die meinen Namen mit Ehrfurcht aussprachen. In den wenigen Jahren, in denen ich mit Menschen Umgang pflegte, die meinen Namen mit Ehrfurcht aussprachen, spürte ich plötzlich, wie mich der Pfeil der Erkenntnis durchbohrte, dass eine Gleichung aus den folgenden Elementen für mich galt:
ICH=MILICA=SERBIN=ORTHODOXE CHRISTIN
Was für mich der intimste Ausdruck meiner Identität war, die Tatsache, dass ich orthodoxe Christin und Serbin bin, löste eine hypnotische Pendelbewegung in der staatlichen Politik aus, die die Massenhysterie einer kollektiven Identität nach sich zog, in der es keinen Platz für jene gab, die sich nicht als Serben oder orthodoxe Christen fühlten. Die Ideologen dieser Politik behaupteten darüber hinaus, dass dieser intime Ausdruck persönlicher Identität biologisch bestimmt sei, in die Gene eingeschrieben, und dass die Serben und Serbinnen, die das nicht spürten, als Bastarde mit einem genetischen Fehler vernichtet werden müssten, da sie eine Wunde auf dem gesunden Körper der serbischen Volksgemeinschaft seien. Dann entdeckte ich, dass der intime Ausdruck meiner eigenen Identität eigentlich eine sorgfältig konstruierte Falle ist, die lückenlos die Beute der Identität einfängt, unabhängig davon, ob ich Milica, Serbin und orthodoxe Christin, bereit bin, ihr aufzukündigen oder sie zumindest zu relativieren. Vor die unmögliche Wahl zwischen 'Wunde' und 'gesundem Körper' der Nation gestellt, beschloss ich, privat die Identität einer orthodoxen Serbin zu behalten, während ich öffentlich aus der Position der 'Wunde' spreche
Milica Tomiç
Lebt und arbeitet in Belgrad (YU); Ausgewählte Einzelausstellungen: 1999 Galerie im Taxispalais, Innsbruck; Galerie Kulturni Centar, Belgrad; 2000 Museum voor Moderne Kunst, Arnhem; Galerie Camera Austria, Graz; Galerie Charim Klocker, Wien; Kunsthalle Wien; 2001 Charim Galerie, Wien. Ausgewählte Gruppenausstellungen: 1997 »Zonen der Ver-Störung«, Steirischer Herbst, Graz; 1998 Focus Belgrad IFA Galerie Berlin; 1999 »After the Wall«, Moderna Museet, Stockholm; 2000 »cooperativ – Kunstdialoge Ost – West«, Kunstverein Ulm, 2000+ Arteast collection Moderna Galerija Ljubljana; »SHOOT«, Malmö Konsthall; 2001 »Konverzacija«, Museum of Contemporary Art, Belgrad; »ARS 01«, Museum of Contemporary Art KIASMA, Helsinki; »double life«, Generali Foundation, Wien.
Anfang der 1980er Jahre begann ich jedoch, Menschen kennen zu lernen, die meinen Namen mit Ehrfurcht aussprachen. In den wenigen Jahren, in denen ich mit Menschen Umgang pflegte, die meinen Namen mit Ehrfurcht aussprachen, spürte ich plötzlich, wie mich der Pfeil der Erkenntnis durchbohrte, dass eine Gleichung aus den folgenden Elementen für mich galt:
ICH=MILICA=SERBIN=ORTHODOXE CHRISTIN
Was für mich der intimste Ausdruck meiner Identität war, die Tatsache, dass ich orthodoxe Christin und Serbin bin, löste eine hypnotische Pendelbewegung in der staatlichen Politik aus, die die Massenhysterie einer kollektiven Identität nach sich zog, in der es keinen Platz für jene gab, die sich nicht als Serben oder orthodoxe Christen fühlten. Die Ideologen dieser Politik behaupteten darüber hinaus, dass dieser intime Ausdruck persönlicher Identität biologisch bestimmt sei, in die Gene eingeschrieben, und dass die Serben und Serbinnen, die das nicht spürten, als Bastarde mit einem genetischen Fehler vernichtet werden müssten, da sie eine Wunde auf dem gesunden Körper der serbischen Volksgemeinschaft seien. Dann entdeckte ich, dass der intime Ausdruck meiner eigenen Identität eigentlich eine sorgfältig konstruierte Falle ist, die lückenlos die Beute der Identität einfängt, unabhängig davon, ob ich Milica, Serbin und orthodoxe Christin, bereit bin, ihr aufzukündigen oder sie zumindest zu relativieren. Vor die unmögliche Wahl zwischen 'Wunde' und 'gesundem Körper' der Nation gestellt, beschloss ich, privat die Identität einer orthodoxen Serbin zu behalten, während ich öffentlich aus der Position der 'Wunde' spreche
Milica Tomiç
Lebt und arbeitet in Belgrad (YU); Ausgewählte Einzelausstellungen: 1999 Galerie im Taxispalais, Innsbruck; Galerie Kulturni Centar, Belgrad; 2000 Museum voor Moderne Kunst, Arnhem; Galerie Camera Austria, Graz; Galerie Charim Klocker, Wien; Kunsthalle Wien; 2001 Charim Galerie, Wien. Ausgewählte Gruppenausstellungen: 1997 »Zonen der Ver-Störung«, Steirischer Herbst, Graz; 1998 Focus Belgrad IFA Galerie Berlin; 1999 »After the Wall«, Moderna Museet, Stockholm; 2000 »cooperativ – Kunstdialoge Ost – West«, Kunstverein Ulm, 2000+ Arteast collection Moderna Galerija Ljubljana; »SHOOT«, Malmö Konsthall; 2001 »Konverzacija«, Museum of Contemporary Art, Belgrad; »ARS 01«, Museum of Contemporary Art KIASMA, Helsinki; »double life«, Generali Foundation, Wien.
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Begleitprogramm
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