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Ausstellung

Temporal Values

Von Minimal zu Video

Sa, 20.12.2003 – So, 18.04.2004

„Obwohl vor dem Hintergrund der gleichen Überlegungen entstanden, galt die Betonung des Zeitmoments bei der minimalistischen Skulptur der 60er Jahre in erster Linie Fragen der Wahrnehmung. Dem Betrachter war es aufgegeben, Themen wie die Maßverhältnisse, die Platzierung oder die Form in einem zeitabhängigen Prozess aufzuschlüsseln – Themen, die ihrem Wesen nach abstrakter sind als beispielsweise Erinnerungsgegenstände. [...] Die Themen des Minimalismus sind einem Raum eingefügt, der sich, wie Rauschenbergs Bildfeld, mnemonisch definiert.“
 Rosalind Krauss: »Video: The Aesthetics of Narcissism«, 1978
 
Titel und Thema der Ausstellung beziehen sich auf obiges Zitat von Rosalind Krauss. Es beschreibt die Zeitbasierung der skulpturalen Erfahrung der Minimal Art, ihre Situierung im Raum als Materialerfahrung und die damit verbundene Wahrnehmungsproblematik. Diese drei Parameter der Minimal Art, Zeit, Material, Wahrnehmung, haben nicht nur den Skulpturbegriff erweitert, sondern auch den Medien einen neuen Horizont eröffnet. Die Wahrnehmungsstrategien früher Videoarbeiten, wo der Blick durch die Kamera die natürliche Wahrnehmung ergänzt, setzen ebenfalls für den Betrachter eine Beziehung zwischen Raum, Material und Zeit her. Der Entwicklung von der Skulptur als Zeiterfahrung (in der Minimal Art) zum zeitbasierten Medium Video gilt der Fokus dieser Ausstellung, die damit neue ästhetische Verknüpfungen zwischen Minimal Art und Medienkunst zeigt.
 
In der Minimal Art wird das Verhältnis von Betrachter und Werk neu definiert. Der umgebende Raum ersetzt nun den illusionistischen Raum der flachen Leinwand. Der minimalistische Trend in der Kunst seit der Minimal Art findet sich später in verschiedenen Gattungen wieder. Dieser phänomenologische Ansatz der Minimal Art wird auch in der Videokunst aufgenommen. Allerdings wird dabei die natürliche Wahrnehmung oft durch die apparative Wahrnehmung akzentuiert und verändert. Wahrnehmungsprozesse werfen die Frage nach der Positionierung des Betrachters auf, die in der Videokunst durch das technisch produzierte und vermittelte Bild fortgeführt wird. Der Betrachter wird einbezogen in die elektronische Dekodierung zeitlicher Strukturen, die den Raum auch als Gedächtnisraum thematisieren.
 
Anhand von ausgewählten Beispielen aus dem Sammlungsbestand des ZKM und mit besonderen Leihgaben soll in der Ausstellung gezeigt werden, wie skulpturale Tendenzen der 1960er Jahre in Beziehung zu Wahrnehmungsstrategien der frühen Videoskulptur gesetzt werden können. Die lineare Erzählung tritt gegenüber der Abstraktion und der Darstellung von Wahrnehmungsphänomenen in den Hintergrund.
Dieser hiermit gezeigte Sammlungsbestand des ZKM wurde größtenteils mit Mitteln Karlsruher Förderer erworben, um für die Eröffnungsausstellung das Programm des Gründers Heinrich Klotz zu unterstützen, der ein »Museum aller Gattungen« schaffen wollte.
 
Malerei, Skulptur und Fotografie, Video und raumgreifende mediale Inszenierungen, das unbewegte und das bewegte Bild finden sich ganz selbstverständlich nebeneinander präsentiert. Dieses Konzept trägt der Tatsache Rechnung, dass sich die neuen Medien wie Video oder computerbasierte Kunst auch aus den konzeptuellen Überlegungen der vorangehenden Medien, Malerei und Skulptur, heraus entwickelt haben. Mit der Ausstellung in der Städtischen Galerie ist es möglich, eine repräsentative Auswahl der Sammlungsbestände des ZKM, sechs Jahren nach der Eröffnung, in einem neuen thematischen Kontext dem Publikum zugänglich zu machen.

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Martin Häberle (Technische Projektleitung)
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