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Veranstaltung

Reform der menschlichen Beziehungen

Filmscreening in der Kinemathek Karlsruhe

So, 23.08.2020 17:30 Uhr CEST

Liesel Elsaesser rudert zur Inselutopie, in: »Die Sonneninsel« (D 2017, Thomas Elsaesser), Martin-Elsaesser-Stiftung, Frankfurt/M.

Mit einem Filmprogramm vertieft die Kinemathek, Kooperationspartner der Ausstellung »bauhaus.film.expanded«, den Aspekt der Reformarchitektur am Bauhaus. Vorab findet um 17:30 Uhr eine Einführung im Foyer der Kinemathek durch Thomas Tode, den Kurator der ZKM-Ausstellung, statt.

Am Bauhaus materialisierten sich die Ideen des 1918 gegründeten Arbeitsrats für Kunst, dem auch Walter Gropius, Otto Bartning und Lyonel Feininger angehörten. Unter anderem verstanden sie Bauen nicht als rein private, sondern als öffentliche Aufgabe. Die Architekturfilme spiegeln am deutlichsten die breit angelegten Reformbestrebungen der Weimarer Republik wider. 

Das Bauhaus wird heute gerne als eine der »einflussreichsten Bildungsstätten« überhaupt bezeichnet. Insbesondere die medial versierten Direktoren Walter Gropius und Mies van der Rohe machten daraus eine »Marke«, dank markanter Eigenschaften der Bauhaus-Produkte, einer frühen »corporate Identity« – aber auch mit Hilfe von geschicktem PR-Management.

Filmscreening I: Das Neue Bauen – Effizienzfieber

Filmscreening II: Reform der menschlichen Beziehungen

Der Filmwissenschaftler Thomas Elsaesser, Enkel des Architekten Martin Elsaesser, verknüpft in »Die Sonneninsel« (D 2017, 89') den Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt mit einer Suche nach der Geschichte seiner Familie. Im Deutschland der 1920er-Jahre steht Liesel Elsaesser zwischen zwei Männern. Verheiratet mit Martin Elsaesser, unterhält sie eine Liebesbeziehung mit dem Landschafts-Architekten Leberecht Migge. Familien-, aber auch Architekturgeschichte verweben sich, unter Verwendung privater Filmaufnahmen und geschichtlicher Dokumente. Als Stadtbaudirektor Frankfurts hat Martin Elsaesser das Stadtbild der Mainmetropole in den wichtigen Jahren 1925–35 mitgeprägt, u. a. mit der Großmarkthalle, über der heute die Europäische Zentralbank residiert. Leberecht Migges Interesse galt hingegen vor allem der Garten- und Landschaftsgestaltung. Auf einer vom Wasser umspülten »Sonneninsel« in der Nähe Berlins versucht der Urahn der grünen Bewegung mit Liesel Elsaessers Unterstützung, die Idee von der Siedlung im Grünen mit Selbstversorgung umzusetzen. Der Film setzt Liesel Elsaesser und Leberecht Migge ein Denkmal. Vorfilm: Paul Wolffs »Die Frankfurter Küche« (D 1928, 8’) stellt die 1926 von Margarete Schütte-Lihotzky entwickelte »Mutter der Einbauküchen« vor, die rational durchdacht auf engstem Raum sämtliche Funktionen einer herkömmlichen Küche bietet, aber Wegersparnis bringt.

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